Wenn du Social Media nutzt, würde ich Geld darauf wetten, dass du Influencer Marketing bereits in irgendeiner Form in Aktion gesehen hast.
Das am häufigsten beobachtete Beispiel für Influencer Marketing ist wahrscheinlich das klassische (und gelegentlich kitschige) Instagram-Foto eines Influencers oder einer Influencerin, der mit dem beworbenen Produkt posiert.
Aber lass dich davon nicht täuschen. Influencer Marketing ist vielfältig und kann beeindruckend kreativ sein.
Und genau das ist es auch, was Influencer Marketingkampagnen so spannend macht. Marken und Influencer können kooperieren und gemeinsam neue Ideen entwickeln, die ihr Publikum begeistern und motivieren, die entsprechende Marke auszuprobieren.
Unabhängig davon, für welche Art von Influencer Marketing du dich entscheidest, solltest du daran denken, dass deine Vergütungsvereinbarung nach verschiedenen Modellen gestaltet werden kann. Beispielsweise könntest du dem Influencer dein Produkt oder deine Dienstleistung kostenlos zur Verfügung stellen, ihm einen Pauschalbetrag für jeden veröffentlichten Beitrag zahlen oder ein Modell entwickeln, das ihn für die Erreichung bestimmter Ziele bezahlt (oder anderweitig belohnt).
Wenn du auf Affiliate Marketing setzen möchtest, kannst du dem Influencer eine Provision als Prozentsatz des Umsatzes bezahlen, den er dir einbringt.
In diesem Artikel werde ich mich auf gängige Arten von Influencer Marketing konzentrieren und die Inhalte beispielhafter Kampagnen beleuchten. Außerdem werden wir uns einige Beispiele aus der Praxis von Marken ansehen, die das Thema Influencer Marketing richtig angehen.
Insgesamt werde ich sechs Kampagnenarten aus der Welt des Influencer Marketing vorstellen:
- Gesponserte Inhalte
- Bewertungen
- Wettbewerbe und Giveaways
- Produkt- und Inhaltskooperationen
- Langfristige Markenbotschafter
- „Übernahmen“ auf deinen Plattformen (Takeovers)
Lass uns aber zunächst die grundlegenden Begrifflichkeiten klären, eine Influencer Definition sowie eine Influencer Marketing Definition erarbeiten.
Influencer Definition:
Was ist ein Influencer und wie funktioniert Influencer Marketing?
Der Begriff geistert schon seit einiger Zeit durch viele Publikationen und ist auch bei Konferenzen immer wieder ein beliebtes Thema. Dabei sollte man erst einmal eine grundlegende Frage beantworten: Was ist ein Influencer eigentlich?
- Ein Influencer bzw. eine Influencerin ist eine Person, das die Macht hat, Kaufentscheidungen anderer aufgrund seiner Autorität, seines Wissens, seiner Position oder seiner Beziehung zu seinem Publikum zu beeinflussen.
- Eine Person, die eine Anhängerschaft (Follower) in einer bestimmten Nische hat, mit der sie sich aktiv auseinandersetzt. Die Größe der Anhängerschaft hängt von der Größe der Nische ab.
Influencer sind dabei nicht einfach nur Marketing-Instrumente, sondern vielmehr Kooperationspartner, mit denen Marken zusammenarbeiten können, um ihre Marketingziele zu erreichen. Heutzutage stellt das Influencer Marketing im Marketing Mix vieler Unternehmen, auch und vor allem im E-Commerce-Bereich, eine zentrales Instrument dar.
Dabei muss der der Influencer bzw. die Influencerin noch nicht einmal ein riesiges Publikum haben. Es gibt hier das Phänomen der sogenannten Micro Influencer, Online-Persönlichkeiten mit einer eher überschaubaren aber dafür hoch interaktiven Fanbasis. Marketingkooperationen mit solchen Micro Influencern können gerade für kleinere Marken äußerst attraktiv und kostengünstig sein. Mehr dazu im Verlauf des Artikels.
Wie so viele Trends ist auch hier der Ursprung in den USA zu finden, wobei sich das Influencer Marketing in Deutschland ebenfalls stark etabliert hat. Aber was ist es nun genau?
Influencer Marketing ist eine Mischung aus alten und neuen Marketing-Instrumenten, wobei das Konzept der Werbung mit prominenten Persönlichkeiten auf eine moderne Content-Marketing-Kampagne angewendet wird. Das Hauptunterscheidungsmerkmal im Falle des Influencer Marketing für Unternehmen ist, dass das Ergebnis der Kampagne eine Kooperation zwischen Marken und Influencern ist. Und wie das genau aussehen kann, schauen wir uns jetzt an:
1. Gesponserte Inhalte
Beginnen wir mit den Grundlagen. Eines der beliebtesten Beispiele für Influencer-Marketing ist der Einsatz gesponserte Inhalte. Diese Art von Influencer Marketing entspricht eher dem einfachen bzw. klassischen Charakter, den ich bereits erwähnt habe. Hierbei wenden sich in der Regel Marken an Influencer und fragen diese, ob sie Interesse daran haben, eines ihrer Produkte oder Dienstleistungen zu bewerben. Das kann auch umgekehrt funktionieren, wenn Influencer proaktiv auf Marken zugehen.
Abhängig von den vereinbarten Kanälen des Influencers ist das Endprodukt in der Regel ein Foto, Video oder Blogbeitrag mit einem entsprechenden Angebot.
Diese Kampagnen beginnen in der Regel damit, dass das Unternehmen dem Influencer ein Kampagnenbriefing schickt, das bestimmte Richtlinien, Anweisungen und Anforderungen beschreibt.
Vergiss dabei aber nicht, dass du deinen Influencern trotzdem genug kreativen Freiraum geben musst.
Es ist schließlich ihr Publikum – sie werden also am besten wissen, wie man hier für echte Begeisterung sorgt. Außerdem werden die Follower deiner Influencer sehr schnell Verdacht schöpfen, wenn ein Beitrag auf einmal nicht mit der Persönlichkeit, dem Stil und der Stimme des Influencers im Einklang steht.
Hier ist ein Beispiel für ein stilvolles Influencer Marketing auf Instagram von Carl Thompson, Gründer der Herrenbekleidungsmarke Hawkins and Shepherd.
Und ein Videobeispiel von Calvin Young, einem gehörlosen Reisenden, der durch seinen Blog „Seek the World“ unterhält und inspiriert. Er kooperierte mit dem Unternehmen für Reise- und Ticketbuchungen Busbud, um dessen Dienste über ein entsprechendes Influencer Marketing auf Facebook zu bewerben.
2. Influencer Marketing: Bewertungen
Influencer Marketing mithilfe von Bewertungen ist ebenfalls eine bewährte und weit verbreitete Strategie. Hierbei bietet eine Marke ihr Produkt oder ihre Dienstleistung dem Influencer bzw. der Influencerin kostenlos an, worauf er im Austausch eine Bewertung veröffentlicht.
Wenn du z. B. schon einmal eines dieser beliebten „Unboxing“-Videos gesehen hast, könnte dies die treibende Kraft dahinter gewesen sein. Die Prämisse dieser Videos ist, dass der Influencer das Produkt noch nie zuvor gesehen oder verwendet hat, und es dann vor laufender Kamera entpackt und testet.
(Einige Web-Persönlichkeiten haben Ihre Präsenz auf der Begutachtung und Bewertung von Produkten, häufig technischer Natur, aufgebaut. In diesen Fällen können sie die entsprechenden Artikel auf andere Weise als durch eine Influencer-Partnerschaft erhalten.)
In seinem YouTube-Video entpackt und bewertet Jacques Slade ein Media-Kit, das ihm von der Marke Jordan geschickt wurde.
Ähnlich wie die gesponserten Posts kann diese Art von Partnerschaft auf der Grundlage einer Reihe von allgemeinen und flexiblen Richtlinien der Marke funktionieren.
Aber wie du vielleicht schon vermutest, kann dies auch sehr schnell schief gehen und ethische Fragen aufwerfen. Vor allem, wenn die Marke verlangt, dass der Influencer nur positive Dinge sagt, oder wenn der Influencer keine Angst hat, seine Abneigung gegen dein Produkt zum Ausdruck zu bringen.
Wie dieses eindrucksvolle Beispiel von Benjamin Burnley, Mitglied der beliebten Rockband Breaking Benjamin, der von EA Games angesprochen wurde, um eine positive Bewertung ihres Spiels Star Wars Battlefront zu veröffentlichen:
3. Wettbewerbe und Giveaways
Giveaways sind einfach beliebt.
Diese Spielart des Influencer Marketing kann eine Win-Win-Win-Situation für deine Marke, deine Influencer und deren Fans sein.
Dies gilt insbesondere dann, wenn die Teilnahme und Anmeldung für das Publikum einfach und schnell ist.
Typischerweise bieten Marken ein kostenloses Produkt oder eine kostenlose Dienstleistung an, die der Influencer/die Influencerin an seine/ihre Follower weitergeben kann.
Wettbewerbe und Giveaways können Folgendes beinhalten:
- Interaktion mit dem Beitrag des Influencers selbst:
- Vergeben eines Likes für den Post
- Kommentieren mit einer bestimmten Formulierung, einem Hashtag oder Foto
- Markieren von bis zu drei Freunden in den Kommentaren
- Interaktion mit der Marke außerhalb des Beitrags:
- Folgen der Marke auf deren Social-Media-Kanälen
- Aufrufen der Website der Marke, um sich über ein Formular oder eine E-Mail-Liste anzumelden
- Einreichen von Fotos, Geschichten oder anderen Arten von „Beiträgen“, die von der Marke bewertet werden
In diesem Beispiel verschenkte die Model- und Fitness-Influencerin Angi Fletcher eine Geschenkbox von Natural Life an Benutzer, die der Marke auf Instagram folgten und eine Person in den Kommentaren ihres Beitrags markierten.
4. Produkt- und Inhaltskooperationen
Anstelle der einmaligen Arten von Kampagnen, die wir bei den anderen Beispielen für Influencer Marketing gesehen haben, arbeiten einige Marken eng mit Influencern zusammen, um Produkte oder Inhalte gemeinsam zu kreieren. Dies ist oft in der Beauty- und Modebranche zu beobachten, wo Influencer ihre eigene Linie von Kleidung, Accessoires oder Schönheitsprodukten unter dem Namen der Marke kreieren.
So brachte beispielsweise die Beauty Influencerin Jaclyn Hill in Zusammenarbeit mit der internationalen Make-up-Marke Morphe eine Lidschatten-Linie heraus.
Natürlich ist das eine sehr aufwendige Strategie, weshalb es auch häufiger bei Marken zu beobachten ist, die sich bereits einen Namen in ihrer Branche gemacht haben. Wenn du mit deinem Business noch nicht soweit bist, kannst du vorerst auf die Kooperation bei der Erstellung von Inhalten setzen.
So kooperierte z. B. die Bloggerin für pflanzliche Ernährung Kimberly Espinel mit der Müsli-Marke „Dee Muesli“, um originelle Rezepte mit den Produkten der Marke zu entwickeln.
Solche Beispiele für Influencer Marketing können ziemlich effektiv sein. Das gilt besonders dann, wenn Influencer deine Marke in Aktion präsentieren und gleichzeitig einen klaren und direkten Handlungsaufruf (CTA) einbinden.
In diesem Fall lautet der CTA ungefähr so: „Hey du! Kaufe dieses Müsli, damit auch du diese tollen Muffins zubereiten kannst.“
5. Influencer Marketing: Langfristige Markenbotschafter
Wie der Name schon sagt, ist ein langfristiger Markenbotschafter ein Influencer bzw. eine Influencerin, der/die über einen längeren Zeitraum mit deiner Marke kooperiert. Du könntest sie als ein „Gesicht“ deiner Marke betrachten, so wie auch prominente Markenfürsprecher in traditionellen Werbekampagnen eingesetzt werden.
Im Gegensatz zu anderen Beispielen für Influencer Marketing, die lediglich einmalige oder wenige Beiträge umfassen, kann ein Markenbotschafter deine Marke mehrere Monate, bis zu einem Jahr oder länger bewerben.
Diese Art von Influencer Marketing als Kommunikationsinstrument kann großartige Ergebnisse erzielen, was mit folgenden Gründen zusammenhängt:
- Wiederholung sorgt dafür, dass deine Marke bei dem Publikum des Influencers in Erinnerung bleibt.
- Regelmäßigere Werbeaktionen bieten mehr Möglichkeiten, die Vielseitigkeit deiner Angebote zu zeigen.
- Eine stärkere Beziehung zum Influencer bedeutet mehr Vertrauen, Glaubwürdigkeit und Authentizität in den Augen des Publikums.
- Es gibt weniger Änderungen an deiner Marketingstrategie, was mit weniger Unsicherheit und mehr Zuversicht verbunden ist.
- Micro Influencer ermöglichen einen relativ kostengünstigen Start mit Potenzial für gemeinsames Wachstum.
Hier veröffentlicht die Fitnesspersönlichkeit Matt Upston einen Tweet, mit dem er das dreijährige Jubiläum seiner Partnerschaft mit dem Sporternährungsunternehmens Science in Sports feiert.
(Zwei zum Preis von einem: ein Markenbotschafter, der ein Giveaway bewirbt!)
6. „Übernahmen“ auf deinen Plattformen (Takeovers)
Wie du vielleicht bereits gemerkt hast, gehen Influencer Marketing und Social Media Hand in Hand. Während die ersten fünf Taktiken darin bestehen, dass deine Marke auf der/den Plattform(n) eines Influencers bzw. einer Influencerin erscheint, bezieht sich diese auf einen Influencer, der auf deiner Plattform erscheint.
Im Falle einer Übernahme gibt die Marke dem Influencer für einen bestimmten Zeitraum Zugriff auf seinen bevorzugten Social-Media-Kanal.
Normalerweise dauert solch ein Takeover etwa einen Tag. Bei besonderen Anlässen oder Veranstaltungen gehen einige aber auch bis zu einer Woche.
Influencer können Beiträge mit einem Blick hinter die Kulissen, Videos und Storys veröffentlichen, um dein Publikum interessiert und engagiert zu halten.
Der größte Nachteil dieser Spielart des Influencer Marketing ist, dass du dem Influencer/der Influencerin typischerweise dein Passwort geben musst. Von daher solltest du darauf achten, dass hierbei ein hohes Maß an Vertrauen vorhanden ist. Außerdem solltest du einen entsprechenden Vertrag aufsetzen.
Wenn du Snapchat nutzt, gibt es jedoch gute Nachrichten: Die Plattform hat tatsächlich eine Funktion geschaffen, mit der dein Konto Takeover-Storys veröffentlichen kann, ohne Fremden deine Login-Informationen zu geben! Hier kannst du mehr erfahren.
In Aktion kannst du diese Strategie in der Videozusammenstellung aus dem Snapchat-Konto der Newcastle University sehen, die eine Reihe von Takeover-Beiträgen von Studenten zeigt, die sich mit Gletschererosion und Klimawandel in Spitzbergen, Norwegen, beschäftigen.
Influencer Marketing: Fazit
Jetzt solltet du eine gute Vorstellung von den verschiedenen Spielarten und Trends im Influencer Marketing haben. Wir haben alles abgedeckt, von einer Influencer Definition, einem kurzen Einstieg in das Influencer Marketing, über Maßnahmen wie kurzfristige Shoutouts und gesponserte Inhalte bis hin zu langfristigen Beziehungen mit Markenbotschaftern und Micro Influencern. Jede davon hat ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile, die du bei der Zusammenstellung deiner Strategie im Bereich Influencer Marketing sorgfältig bewerten musst.
Wenn du es aber richtig angehst, kannst du eine starke Kampagne entwickeln, welche auf der Glaubwürdigkeit anderer aufbaut, um deine Marke und deine Produkte vor die richtigen Leute zu bringen – und zwar auf die richtige Art und Weise. Setzt du bereits auf Influencer Marketing im E-Commerce oder möchtest du vielleicht selbst Influencer bzw. Influencerin werden? Lass es uns unten in den Kommentaren wissen.