Etsy ist DER Marktplatz für Vintage-Artikel und handgefertigte Produkte. Spätestens seit das Unternehmen auch in Berlin einen Sitz hat, ist die Plattform hierzulande eine feste Größe im E-Commerce, die sich stetig wachsender Popularität erfreut. Das hat seine Gründe: Etsy bietet Händlern selbst für die Marktnischen eine Verkaufsmöglichkeit, die anderswo wahrscheinlich ungesehen blieben. Willst du dein kreatives Hobby ausleben und dir dabei gleichzeitig etwas dazu verdienen, bist du bei Etsy genau richtig.
Wie bei jedem Marktplatz gibt es auch hier eine Reihe von Richtlinien und Rahmenbedingungen, die du kennen solltest, wenn du auf Etsy verkaufen möchtest. Diese möchten wir dir in diesem Beitrag einmal näher erläutern. Darüber hinaus geben wir dir eine Reihe von Tipps mit an die Hand, mit denen du deine potenziellen Kunden noch leichter erreichen kannst.
Was ist Etsy?
Etsy ist eine im Jahr 2005 gegründete Plattform für handgemachte Produkte, Vintage und Kreativbedarf. Seinen Hauptsitz unterhält das Unternehmen seit seiner Gründung in Brooklyn, New York City. Inzwischen ist Etsy aber weltweit aktiv und verfügt seit 2010 auch über einen Sitz in Berlin.
Vor allem Kreativität und Menschlichkeit bestimmen die Grundwerte des Marktplatzes. Damit will man sich klar von der zunehmenden Automatisierung und Massenproduktion im E-Commerce distanzieren. So bekommen Händler eine Chance individuelle Artikel zu vertreiben, die es sonst nirgendwo zu finden gibt und für die im harten Wettbewerb anderer Marktplätze schlichtweg kein Überleben möglich wäre. Mit einer derart deutlichen Ausrichtung hin zur Individualität ist klar, dass Etsy sehr viel daran liegt, die Interessen seiner Händler zu schützen. Urheberrechtsschutz wird dementsprechend großgeschrieben. Verstöße gegen diesen werden meistens rigoros entfernt. Was es abseits davon beim Verkauf auf Etsy zu beachten gibt, erklären wir dir jetzt.
Produkte, die du auf Etsy verkaufen kannst
Auf Etsy kannst du drei verschiedene Arten von Produkten verkaufen: Vintage-Artikel, Kreativbedarf und handgefertigte Produkte.
Vintage-Artikel
Wer an Vintage denkt, der hat womöglich als erstes den Gedanken an Mode im Kopf. Tatsächlich beschränkt sich diese Kategorie aber nicht auf Kleidung. Als Vintage gilt alles, was mindestens 20 Jahre alt ist – ganz gleich, worum es sich handelt.
Wenn du ein paar ganz besondere Sammlerstücke dein Eigen nennst, kannst du diese via Etsy verkaufen und an den Mann bzw. die Frau bringen. Allerdings musst du im Zweifel nachweisen können, dass dein Produkt die magische Altersgrenze auch wirklich überschritten hat. Ein bloßer Verweis auf ähnliche oder gleiche Produkte der Vintage-Kategorie reicht nicht aus.
Kreativbedarf
Zu dieser Kategorie zählen alle Artikel, die zur Herstellung anderer Dinge benötigt werden. Das betrifft allen voran Werkzeuge, aber auch Verbrauchsmaterialien zum Nähen, Sticken, Malen oder aus anderen DIY-Bereichen. Etsys Rubrik für Kreativbedarf ist breit aufgestellt. Ob du nun biologisch abbaubaren Glitzer, Stempel oder etwas völlig anderes aus dem Bastelbedarf verkaufen willst, ist ganz egal. In dieser Kategorie kannst du außerdem digitale Produkte verkaufen, da auch für den 3D-Druck Bastelanleitungen oder Vorlagen benötigt werden.
Handgefertigte Produkte
Insbesondere für Händler, die regelmäßig auf Etsy verkaufen, dürfte diese Kategorie die bedeutsamste der Plattform sein. Handgemachtes, wie zum Beispiel selbst hergestellter Schmuck, findet seit jeher auf Etsy seinen Platz. Allerdings hat der Marktplatz seine Richtlinien bereits 2013 ein wenig aufgeweicht, weshalb handgemacht nicht mehr zwingend selfmade sein muss.
Damit ein Artikel in der Kategorie für handgefertigte Produkte gelistet werden darf, muss er von dir gefertigt und/oder entworfen sein. Bedeutet: Es ist okay, wenn du ein von dir gestaltetes Produkt über einen Drittanbieter herstellen lässt. Ohne deine Kreativität wäre das Produkt nicht entstanden, was den Verkauf auf Etsy legitimiert. Aus dieser Änderung ergeben sich für Händler weitaus mehr Spielräume, da nun beispielsweise auch die Print-on-Demand-Herstellung infrage kommt.
Wenn du keine eigene Werkstatt hast, die deine Produkte fertigt, darfst du mit einem Hersteller zusammenarbeiten. Dein Produkt muss lediglich von dir entworfen sein.
Welche Produkte darf ich nicht auf Etsy verkaufen?
In seinen Richtlinien definiert der Marktplatz klar, welche Produkte nicht verkauft werden dürfen. Das sind:
- Alkohol, Tabak, Drogen, Drogenutensilien sowie Arzneimittel
- Bestimmte tierische Waren sowie menschliche Überreste
- Gefährliche Produkte, einschließlich Gefahrstoffe, zurückgerufene Waren und Waffen
- Hassartikel, einschließlich Artikeln, die Hass fördern, unterstützen oder verherrlichen
- Illegale Artikel, Artikel, die illegale Handlungen fördern, sowie streng regulierte Artikel
- Pornografie und nicht jugendfreie Inhalte
- Gewaltverherrlichende Artikel, einschließlich Artikel, die Gewalt fördern, unterstützen oder verherrlichen
Allerdings ist die künstlerische Freiheit auf Etsy ein geschätztes Gut, weshalb man immer wieder grenzwertige Angebote findet.
Verkauf von Dienstleistungen
Grundsätzlich ist der Verkauf von Dienstleistungen auf Etsy nicht gestattet. Davon ausgenommen sind die Fertigung bestimmter Waren auf Anfrage und/oder Sonderanfertigungen.
Lesetipp: Auch mit Dienstleistungen lässt sich Geld verdienen – wenn auch nicht unbedingt auf Etsy. Diese und weitere Geschäftsideen zum Geld verdienen stellen wir dir in diesem Beitrag vor.
Auf Etsy verkaufen: So eröffnest du deinen Etsy-Shop
Damit du mit dem Verkauf deiner Produkte auf Etsy beginnen kannst, musst du zunächst einen Etsy-Shop eröffnen. Wie das geht, zeigen wir dir jetzt.
#1 Lege deine Shop-Einstellungen fest:
Im ersten Schritt musst du angeben, in welcher Sprache du Etsy verwenden willst, wo dein Shop ansässig ist und in welcher Währung du handeln möchtest. Darüber hinaus will das Unternehmen wissen, ob du in Teil- oder in Vollzeit verkaufst, ob du perspektivisch vom Neben- in ein Hauptgewerbe wechseln möchtest oder ob du damit zufrieden bist, „nur“ nebenbei etwas Geld zu verdienen. Auf deinen Shop an sich hat diese Information keine Auswirkung, sie wird von Etsy lediglich intern verarbeitet.
Zu Beginn musst du ein paar Angaben zu deinen Spracheinstellungen, deinem Standort und deiner bevorzugten Währung machen. Quelle: etsy.com
#2 Gib deinem Etsy-Shop einen Namen:
Ein unverwechselbarer Name ist für jedes Unternehmen wichtig – das gilt auch für Etsy-Shops. Dein Name muss zwischen 4 und 20 Zeichen lang sein. Sonder- und Leerzeichen sind nicht zulässig.
#3 Füge deine Produkte hinzu:
Der wohl wichtigste Schritt bei der Einrichtung deines Shops ist die Erstellung der Produkte, die du über Etsy verkaufen willst. Hier solltest du dir von Beginn an genug Zeit nehmen und aussagekräftige Produktexte sowie ansprechende Produktbilder einzubinden.
Lesetipp: 20 Tipps für eine bessere Produktfotografie findest du in diesem Beitrag.
#4 Lege deine Zahlungsoptionen fest:
Je nach Region bietet Etsy unterschiedliche Optionen an, über die du deine Zahlungen entgegennehmen kannst. In manchen Fällen musst du Kreditkarteninformationen angeben. Hier solltest du vor allem auf die Bedürfnisse deiner Zielgruppe achten und die Zahlungsarten auswählen, die am besten zu dieser passen.
Gebühren, die beim privaten Verkauf auf Etsy anfallen
Auf Etsy zu verkaufen geht mit einer Reihe von Kosten einher, über die du dir im Klaren sein solltest, wenn du den Marktplatz nutzen möchtest.
Einstellungsgebühren
Ein Produkt auf Etsy anzubieten ist nicht kostenlos. Das Listing kostet 0,20 USD pro Artikel und gilt für 4 Monate. Nach Ablauf dieses Zeitraumes fallen die Kosten erneut an, wenn du den Artikel wieder einstellen möchtest. Du kannst das erneute Listing automatisieren, die fälligen Einstellgebühren werden deinem Zahlkonto zugerechnet und sind davon unabhängig, ob dein Artikel gekauft wird oder nicht.
Mehrfachverkauf eines Artikels
Verkaufst du mehrere Exemplare eines Artikels, fallen automatisch für jedes Exemplar Kosten in Höhe von 0,20 USD an.
Verkauf privater Artikel
Du kannst auch private Artikel, wie zum Beispiel Spezialanfertigungen, über Etsy verkaufen. Auch dafür fallen 0,20 USD Gebühren an, allerdings erst, wenn der Artikel auch tatsächlich vom angegebenen Käufer erstanden wird.
Transaktionsgebühren
Sobald du Artikel verkaufst, fällt immer automatisch auch eine Transaktionsgebühr an. Diese beträgt 5% deines Warenwerts.
Etsy Payments
Händler, die in Deutschland oder Österreich mit Etsy verkaufen möchten, müssen den hauseignen Zahlungsdienst Etsy Payments nutzen, über den beispielsweise auch PayPal angebunden ist. Für diesen erhebt der Marktplatz Gebühren in Höhe von 0,30 EUR + 4% des Warenwerts.
Umsatzsteuer
Für die Bearbeitungs- und Verkäuferdienste auf Etsy fällt Umsatzsteuer an, die in deinem Zahlkonto gesondert ausgewiesen wird. Diese kann je nach Standort deines Unternehmens variieren. In Deutschland beträgt der Regelsteuersatz 19%.
Tipp: Gründe ein Kleinunternehmen für deinen Etsy-Shop
Grundsätzlich ist es Privatpersonen gestattet, auf Etsy Produkte zu verkaufen. Planst du jedoch, regelmäßige Einnahmen über den Marktplatz zu erzielen, musst du ein Gewerbe anmelden. In diesem Fall solltest du ein Kleinunternehmen gründen, da du deinen Kunden auf die Art die Umsatzsteuer auf deine Produkte erlassen kannsz.
Auf Etsy verkaufen: 4 Tipps für mehr Erfolg
Dass es gute Produktbilder und -texte braucht, um auf Etsy erfolgreich verkaufen zu können, haben wir an anderer Stelle bereits erwähnt. Doch es gibt weitere Faktoren, die den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen können. Deshalb geben wir an dieser Stelle die vier besten Tipps für einen nachhaltigen Verkaufserfolg.
Finde eine Marktnische, die zu dir passt
Etsy zählt nach eigenen Angaben mehr als 4,7 Millionen aktive Verkäufer weltweit. Da ist es nur selbstverständlich, dass bei all den Bemühungen zur Kreativität und Individualität auch ein Stück weit betriebswirtschaftliches Denken gefragt ist, um ein Etsy-Business mit anhaltendem Erfolg aufzubauen.
Deine Chancen stehen erheblich besser, wenn du eine zu dir passende Nische für deinen Etsy Shop wählst. Auf keinem anderen Marktplatz ist Authentizität so wichtig wie auf Etsy. Wenn du ausgewiesener Experte in Sachen 3D-Druck und dazu noch Fan der angesagtesten Brettspiele bist, warum dann nicht mit eigenem Zubehör für eben diese Geld verdienen? Es ist immer besser, in einer kleinen Community gesehen zu werden, als in einer großen Community unsichtbar zu sein!
Du kannst malen wie auf diesem Bild? Dann solltest du dieses Talent nutzen und deine Kunst online verkaufen! Besinne sich bei der Wahl deiner Marktnische immer auf deine eigenen Stärken und Interessen.
Schaffe ein rundum gelungenes Verkaufserlebnis
Nur weil Kunden auf Etsy unterwegs sind, weil sie ausgefallene und individuelle Artikel suchen, heißt das nicht, dass sie nicht aus dem E-Commerce gewisse Standards gewohnt sind. Diese Tatsache solltest du immer im Hinterkopf behalten und bei der Optimierung deines Shops auch an deinem Service arbeiten, um deine Kundenzufriedenheit zu verbessern. Das geht sicher am schnellsten, wenn du die folgenden Punkte gewissenhaft abarbeitest:
- Formuliere eindeutige Geschäftsbedingungen für deinen Store
- Informiere deutlich sichtbar über Versandzeiten, -kosten und Zahlungsoptionen
- Beantworte Kundenfragen so schnell wie möglich
Zufriedene Kunden werden es dir danken und eher bereit sein, eine positive Rezension zu verfassen. Das wiederum erhöht die Sichtbarkeit deiner Artikel.
Verwendete Kategorien, Attribute und Tags
Etsy bietet Händlern eine Reihe von Möglichkeiten, ihren Shop einzuordnen. Dazu gehören Kategorien und Attribute, die darüber mitbestimmen, wann dein Shop in den Suchergebnissen auftaucht.
Pro Produkt lassen sich zudem bis zu 13 Tags definieren. Auch diese Möglichkeit solltest du in keinem Fall ungenutzt lassen, da Tags Auswirkungen auf die Produktsuche haben können.
Mach auf dich aufmerksam
Damit deine Artikel gesehen werden, solltest du über die Grenzen des Marktplatzes hinaus auf dich aufmerksam machen und in Marketing investieren. Dazu eignet sich vor allem ein eigener Social-Media-Kanal. Da Bilder bei kreativen Produkten die wohl deutlichste Sprache sprechen, sind Instagram und Pinterest (vielleicht sogar in verbindung mit einem Pinterest Shop) mit hoher Wahrscheinlichkeit die beste Wahl. Influencer-Marketing ist ein ebenso beliebtes Mittel zur Reichweitensteigerung. Nicht alle von ihnen haben Millionen Follower und verlangen fünfstellige Beträge für eine kurze Bild- oder Videokampagne – manchmal tut es auch eine Produktprobe.
Um einen zusätzlichen Verkaufskanal zu erschließen, kannst du deine Produkte über deinen eigenen Onlineshop vertreiben. Das geht mit Shopify oder anderen Shopsystemen sehr schnell und meistens ohne Programmierkenntnisse.
Wenn es dein Budget zulässt, kannst du über Etsy bezahlte Anzeigen schalten. Hierfür unterscheidet die Plattform in Offsite Ads und Etsy Ads. Wie der Name vermuten lässt, werden Offsite Ads außerhalb des Marktplatzes geschalten. Dagegen handelt es sich bei Etsy Ads um Hervorhebungen in der Produktsuche.
Auf Etsy verkaufen: Fazit
Wenn du einem kreativen Hobby nachgehst und damit Geld verdienen möchtest, ist auf Etsy verkaufen sicher eine gute Möglichkeit, dies zu tun. Auf der Plattform findet praktisch jede Nische ihre Abnehmer. Den allermeisten Kunden ist bewusst, dass Kreativität und Qualität ihren Preis haben, was dich ein Stück weit vom Wettbewerbsdruck anderer Marktplätze befreit und dir erlaubt, attraktive Margen für deine Produkte einzustreichen. Dabei solltest du natürlich die verschiedenen Gebühren einkalkulieren, die durch das Listing und den Verkauf auf Etsy anfallen. Welche das sind, weißt du ja inzwischen.
Wir wünschen dir viel Erfolg mit deinem eigenen Etsy-Shop!